Foodtrend #snackification: Interview mit «Le Pain Quotidien»
Wir essen, wie wir leben: Strukturierte Tagesabläufe und feste Essenszeiten werden abgelöst durch ein immer schnelleres, flexibleres und mobileres Alltagsleben. Gesunde Snacks und Minimahlzeiten werden da immer wichtiger. Die Restaurantkette «Le Pain Quotidien» reitet die Trendwelle erfolgreich mit – erfahren Sie in unserem Interview mehr zu diesem spannenden Restaurantkonzept und was der Inhaber der schweizweiten Master-Franchise-Lizenz von Le Pain Quotidien über Sozialversicherungen und die Zusammenarbeit mit GastroSocial zu sagen hat.
Dieser Wandel der Esskultur bzw. Foodtrend nennt sich «Snackification» und hat viel mit unserer Lebens- und Arbeitsweise zu tun. Die Entwicklung stellt die Gastronomie vor neue Herausforderungen, birgt aber auch Chancen für neue Konzepte – so können zum Beispiel Angebote und Portionsgrössen angepasst werden und anstatt klassischen Menüs stehen flexibel wähl- und kombinierbare Minimahlzeiten auf der Karte.
Bei der belgischen Restaurantkette «Le Pain Quotidien» ergänzen neben Bio-Brot und Backwaren gesunde Salate, Sandwiches sowie Tartines – wenn immer möglich mit Zutaten aus der Region – das vielfältige Angebot. Wir wollten mehr darüber wissen und haben bei Cyril Colombu, dem Inhaber der schweizweiten Master-Franchise-Lizenz von Le Pain Quotidien und Geschäftsführer der sieben Filialen in Zürich, Genf und Lausanne, nachgefragt.
Im Interview: Cyril Colombu
1. Herr Colombu, wie stehen Sie persönlich zum Trend «Snackification»? Zelebrieren Sie selbst noch die klassische Dreieinigkeit von Vorspeise, Hauptgericht und Dessert oder bleibt Ihnen als Geschäftsführer von sieben Betrieben gar nichts anderes übrig, als zwischendurch immer mal wieder zu snacken?
Snacking ist ein Megatrend, der seit über 20 Jahren an Bedeutung gewinnt. Abgesehen von Personen im Ruhestand hat heute niemand mehr Zeit, sich während der Mittagspause «Zeit zu nehmen» und täglich 90 Minuten für den Lunch aufzuwenden. Die Menschen wollen bequem, schnell, mobil und äusserst flexibel an jedem Ort und zu jeder Tageszeit essen können. Das Aufkommen der Lieferservice-Unternehmen unterstreicht dieses Phänomen. Auch ich kann mich diesem Trend nicht entziehen. Das Angebot hat sich generalisiert und standardisiert – und als Konsumentin oder Konsument wird man ständig dazu aufgefordert, das Bedürfnis nach Nahrung zu befriedigen. Le Pain Quotidien bietet ein 360°-Erlebnis. Es geht nicht nur darum, ein Grundbedürfnis zu befriedigen. Unser Rundum-Erlebnis basiert auf unseren Werten: die Qualität unseres Sortiments, die Freundlichkeit unserer Service-Mitarbeitenden, die Einfachheit unseres Angebots und die Authentizität unserer Einrichtung.
2. «Am Anfang war das Brot» passt gut zur Entstehungsgeschichte von Le Pain Quotidien. Aus welchen Gründen hat die Restaurantkette ihr Angebot um die vielen weiteren Angebote ergänzt?
Alain Coumont, der Le Pain Quotidien vor über 30 Jahren gegründet hat, war ein Visionär. Ihm war von Anfang an klar, dass man sich ständig an die sich ändernden Gewohnheiten und das mutierende Konsumverhalten der Kundschaft anpassen muss. In diesem Sinn bieten wir unseren Gästen seit jeher ein umfassendes Angebot, das die unterschiedlichsten Erwartungen – egal ob vegetarisch, vegan, fleischhaltig, mit oder ohne Laktose – erfüllt. Als Novak Djokovic, der sich übrigens gluten- und milchfrei ernährt, noch nicht einmal das Licht der Welt erblickt hatte, umfasste unser Angebot bereits glutenfreie Speisen.
3. Le Pain Quotidien vereint sowohl Tradition als auch «Snackification» – welche Philosophie verbrigt sich denn nun hinter der Franchise-Kette?
Le Pain Quotidien – zu Deutsch «das tägliche Brot» – trägt diesen Namen zu Recht. Es ist sogar mehr als nur ein Name, es ist eine Lebensart. Verführt durch unser Brot, das warm und duftend aus dem Ofen kommt, nehmen unsere Gäste im Freundeskreis an den grossen Tischen Platz, um einen geselligen Moment miteinander zu verbringen. Ihr Stimmengewirr erfüllt den Raum, Marmeladen und Brotaufstriche werden rund um den Tisch herumgereicht und die Uhr tickt eine Spur langsamer.
4. Was macht Le Pain Quotidien Ihrer Meinung nach einizgartig?
In dieser hektischen, schnelllebigen Welt laden wir unsere Gäste dazu ein, einen Ort aufzusuchen, wo Einfachheit und Tradition die vorherrschenden Werte sind.
5. Welche Vorteile sehen Sie in Ihrem Restaurant-Konzept gegenüber jenem eines klassischen Restaurants?
Unser Konzept ist sowohl agil als auch flexibel – die Kultur des Wandels und der Anpassungsfähigkeit ist in unserer DNA verankert. Im Zuge neuer Trends entwickelt sich Le Pain Quotidien laufend weiter. So können wir die Erwartungen aller Gäste stets erfüllen.
6. Trends kommen und gehen, eine gute Sozialversicherung sollte aber eine langjährige Partnerin sein. Wie wichtig ist Ihnen als CEO eine gute Sozialversicherung?
Die Gastronomie ist auf den Faktor Mensch angewiesen, und der bleibt unberechenbar. In einer Welt, die unter dem Druck der sozialen Netzwerke sehr narzisstisch geworden ist, versuchen viele, einen grossen Coup zu landen, ohne sich um die Nachhaltigkeit ihres Geschäftsmodells zu kümmern. Um langfristig Geld zu verdienen, muss man jedoch in der Lage sein, das Richtige zu tun. Das bedeutet, auf vollkommen unvollkommene Weise Brücken zu den eigenen Stakeholdern aufzubauen und diese Partnerschaften langfristig zu pflegen und zu bewahren. Gemeint sind hier die Kundinnen und Kunden, die Mitarbeitenden, die Lieferanten und/oder die Dienstleister. Eine langfristig ausgerichtete Sozialversicherung wie GastroSocial scheint uns in diesem Kontext die richtige Wahl zu sein.
7. Was war damals der ausschlaggebende Punkt, dass sich Le Pain Quotidien für GastroSocial entschieden hat?
Die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells von GastroSocial war der Hauptgrund für unsere Entscheidung. Wie bei jeder langfristig angelegten Beziehung gab es auch bei uns manchmal Zweifel. GastroSocial konnte jedoch immer rasch reagieren und die perfekte Balance wiederherstellen, sodass unser gegenseitiges Vertrauen und unsere Partnerschaft weiterhin erhalten und gestärkt werden konnten.
8. Wie zufrieden sind Sie mit den Dienstleistungen von GastroSocial?
GastroSocial muss das eigene Können nicht mehr unter Beweis stellen. Dies ist ohnehin die allerbeste Visitenkarte.
9. Was war der Grund, warum Sie eine Zusatzversicherung für Kadermitarbeitende bei GastroSocial abgeschlossen haben?
Im Vergleich zu anderen Branchen weist die Gastronomie eine hohe Fluktuationsrate auf, die sich einerseits durch die Schwere der Arbeit und andererseits durch die Leichtigkeit, mit der Studierende neben ihrem Studium einen Teilzeitjob finden, erklären lässt. Alle unsere Mitarbeitenden sind uns wichtig, aber sie schmieden natürlich unterschiedliche Zukunftspläne. Wenn man Führungskräften eine Zusatzversicherung anbietet, kann man sie nicht nur stärker an sich binden, sondern damit auch eine wohlwollende Botschaft an alle anderen Mitarbeitenden senden.
10. Wagen wir einen Blick in die Zukunft – was denken Sie, in welche Richtung sich unsere Essgewohnheiten künftig noch entwickeln werden?
Wir haben das Gefühl, derzeit eine Übergangsphase zu erleben. Die Konsumentinnen und Konsumenten stehen vor einem Dilemma: Einerseits möchten sie mit ihren Getränken keine Plastikstrohhalme mehr serviert bekommen, andererseits fühlen sie sich bei der Konsumation von Lieferbestellungen in den eigenen vier Wänden zunehmend schuldig, weil sie befürchten, dadurch zum Ressourcenverbrauch beizutragen. Wir glauben, dass die heutigen Konsumentinnen und Konsumenten verstärkt auf die qualitativen Aspekte ihres Konsumverhaltens achten: Beim Essen steht nicht mehr das «Schlemmen» im Vordergrund, sondern der faire Konsum – mit lokalen Speisen und Zutaten und möglichst geringen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Dieser Trend ist für alle Gastronomie-Akteure erfreulich, denn letztlich bleibt auch ein Restaurant ein lokal verankertes Unternehmen.